Weltraumteleskop James Webb: Ältestes bekanntes Schwarzes Loch ist viel zu groß

Mit dem Weltraumteleskop James Webb wurde jetzt ein Schwarzes Loch entdeckt und vermessen, das nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall viel zu groß war.

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Galaxien und ein roter Fleck

Die galaxie GN-z11

(Bild: NASA, ESA, and P. Oesch (Yale University))

Lesezeit: 2 Min.

In einer der entferntesten Galaxien überhaupt wurde ein überraschend massereiches Schwarzes Loch entdeckt, das unsere Annahmen zur Entstehung solcher Objekte vor eine Herausforderung stellt. So drückt es das Forschungsteam um den Astrophysiker Roberto Maiolino von der Universität Cambridge aus, dem der Nachweis gelungen ist. Das Schwarze Loch kommt demnach auf eine Masse, die mehreren Millionen Sonnen entspricht und es sei nicht ganz klar, wie es nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall so groß geworden sein kann. Auffallend ist demnach aber bereits, dass es deutlich rasanter wächst, als ähnliche Objekte.

Entdeckt wurde das supermassereiche Schwarze Loch mit dem Instrument NIRSpec an Bord des Weltraumteleskops James Webb (JWST). Damit habe man das Glühen jener Materie nachgewiesen und analysiert, die um das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie rast. Weil die aber deutlich kleiner ist als unsere Milchstraße und das Schwarze Loch mit solch einer enormen Geschwindigkeit Gas verschluckt, dürfte es in dem Prozess anderes Gas gewissermaßen wegstoßen, schreibt das Team noch. Dieser "Wind" könnte dort die Sternentstehung stoppen und damit nicht nur die Galaxie töten, sondern das Schwarze Loch von Nachschub abschneiden.

Damit das Schwarze Loch von GN-z11 in der bis dahin vergangenen Zeit auf seine Größe wachsen konnte, habe es entweder "groß geboren" werden müssen, oder fünfmal schneller Materie verschlucken müssen, als es bisher für möglich gehalten wurde. Nach unseren Modellen hätte es eigentlich eine Milliarde Jahre dauern müssen, bis solch ein Schwarzes Loch auf diese Größe gewachsen ist. Die Galaxie sehen wir aber in einem Zustand, den sie etwa 400 Millionen Jahre nach dem Urknall eingenommen hat.

Mit dem Weltraumteleskop James Webb könnten in den kommenden Monaten und Jahren sogar noch frühere Schwarze Löcher entdeckt werden, meint Maiolino. Er und sein Team hoffen darauf, damit überprüfen zu können, ob sie wirklich größer geboren wurden oder in der Frühzeit des Kosmos schneller gewachsen sind. Nicht nur dafür habe das JWST wahrlich eine neue Ära eingeleitet, meint Maiolino. Es sei, als wäre man über Nacht von einem Teleskop Galileo Galileis auf ein modernes umgestiegen. Vorgestellt hat sein Forschungsteam die Entdeckung jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature.

(mho)