Söder plädiert für Erhalt des Verbrennungsmotors

CSU-Chef Söder hat sich dafür ausgesprochen, den Verbrenner in Neuwagen auch nach 2034 in der EU zuzulassen. Man dürfe diese Technik nicht anderen überlassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 547 Kommentare lesen
Markus Söder

Markus Söder ist nun gegen ein Ende des Verbrennungsmotors in Neuwagen ab 2035.

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Lange war gerungen worden, schließlich einigte sich die EU dann doch: Ab 2035 dürfen erstmals zugelassene Autos lokal kein CO₂ mehr ausstoßen. Ausnahmen für synthetische Kraftstoffe wie eFuels soll es geben. Welchen Weg die Hersteller einschlagen, um lokal Kohlendioxid zu vermeiden, steht ihnen frei. Dennoch ist klar: Für den Verbrennungsmotor in seiner derzeitigen Form bedeutet dieser Schritt im Neuwagen wahrscheinlich das Aus. Kritiker hoffen auf die von Anfang an für das Jahr 2026 geplante Überprüfung. Mit ihr schüren sie Hoffnungen, dass es für den Verbrenner in Neuwagen auch nach 2034 weitergeht. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will das Thema in den Europa-Wahlkampf ziehen.

Dabei positioniert sich Söder im Lager derjenigen, die den Verbrennungsmotor langfristig im Neuwagen erhalten wollen. Das Verbrenner-Aus für 2035 sei falsch und müsse deshalb zurückgenommen werden. "Unsere Automobilhersteller sind weltweit führend im Bau von Verbrennungsmotoren. Es ist daher geradezu widersinnig, eine funktionierende Technologie stillzulegen und künftig anderen Ländern zu überlassen", meint Söder in einem Interview mit der Bild am Sonntag. Auch den Wegfall der Kaufprämie für Elektroautos kritisierte Söder. "Statt zu verbieten und kürzen, müssen wir erlauben und fördern. Daher muss der Bund auch wieder die Prämie für Elektroautos einführen." Wie das zu finanzieren sei, ließ Söder offen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte die Forderung, das faktische Aus des Verbrenners auf EU-Ebene zurückzudrehen. "Auch diejenigen, die später aufwachen, sind herzlich willkommen zu unterstützen, wenn es um Technologieneutralität bei der Regulierung der Fahrzeugindustrie geht", sagte der FDP-Politiker in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin. Zugleich übte er auch Kritik an der Linie des CSU-Chefs: "Wenn mich Herr Söder in den letzten Monaten mehr unterstützt hätte, auch die Union auf europäischer Ebene, sie stellt ja die Kommissionspräsidentin, wären wir vielleicht schneller vorangekommen."

Der bayerische Ministerpräsident war lange Zeit einer der Verfechter eines Verbots von Verbrennungsmotoren. Im Spiegel hatte er sich 2007 als CSU-Generalsekretär sogar für ein Verbot ab dem Jahr 2020 in Deutschland ausgesprochen. "Grüne Motoren schaffen neue Arbeitsplätze", argumentierte Söder damals. Er hatte dafür plädiert, dass die Verbrenner durch Wasserstoff- und Hybridtechnik abgelöst werden. Beides kann CO₂-Emissionen gegenüber einem Benziner oder Dieselmotor senken, allerdings nicht so weit, wie das bei einem batterieelektrischen Antrieb möglich ist.

Gegen ein faktisches Aus des Verbrennungsmotors in rund elf Jahren spricht sich auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) aus. Wagenknecht sprach in einem Interview mit der dpa Anfang April davon, dass ein Verbot des Verbrennungsmotors "ein schwerer industriepolitischer Fehler war, von dem China profitiert". Mit einer dauerhaften Produktion von sparsamen Autos mit Verbrenner könne die heimische Industrie mit ihrem einzigartigen Know-how und Hunderttausende gut bezahlte Arbeitsplätze geschützt werden, meint sie. Ihr Ziel sei eine "eine neue Generation von Verbrennern, die alle Effizienzrekorde bricht".

Die Autoindustrie bereitet sich unterdessen auf die Zeit nach dem Verbrennungsmotor vor. In den vergangenen Jahren hat sie vor allem in die Weiterentwicklung der Traktionsbatterie investiert. Sie ist auch deshalb bemüht, Zweifel am eingeschlagenen Weg zu zerstreuen. Volkswagen-Chef Oliver Blume bezeichnet Elektroautos als inzwischen "technisch überlegen". Auch Audi-CEO Gernot Döllner ist sich sicher, dass die Zukunft dem Elektroantrieb gehöre.

(mfz)